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Schlaglicht Wildbienen und Ökosystemleistung

Folgen der Klimaveränderungen für die Biodiversität

Wildbienen sind wichtige Bestäuber von Wild- und Nutzpflanzen. Daher wird ihr Rückgang schwerwiegende Folgen haben. Ohne ausreichende Bestäubung können viele Pflanzen keine Früchte und Samen produzieren und dies wirkt sich direkt auf die Ernteerträge von Obst und Gemüse aus. Ein Rückgang der Bestäubung führt zu geringerer Produktivität und Qualität der Ernten und kann zu erheblichen wirtschaftlichen Verlusten führen. Zusätzlich kann der Schutz von Bestäubern auch zur Klimaanpassung beitragen. Wie genau, darum soll es in diesem Teil unserer Klimareihe gehen.

Wildbienen sind fleißige Bestäuber und durch ihre Vielfalt – allein in Deutschland gibt es knapp 600 Wildbienenarten – decken sie eine wirklich große Bandbreite an artspezifischen Anpassungen und Spezialisierungen ab. Jede Art besetzt demnach eine ökologische Nische [1] im besiedelten Ökosystem. So fliegen manche Arten eher bei höheren oder tieferen Temperaturen oder bei Wind. Oftmals werden sogar unterschiedliche „Zonen“ an einer Pflanze von verschiedenen Arten angeflogen: manche Arten bevorzugen höhere Pflanzenteile, manche niedrigere. Fällt eine Art beispielsweise aufgrund hoher Temperaturen aus, kann zumeist eine andere Art diese Lücke füllen. Um konkret bei den Wildbienen zu bleiben: Fällt Art A aus, springt Art B ein und übernimmt die Bestäubungsleistung. 

Wildbienen helfen Ökosysteme zu stabilisieren

Die Fähigkeit von Ökosystemen, Veränderungen und Störungen zu widerstehen und ihre grundlegenden Funktionen aufrechtzuerhalten, nennt man Ökosystemstabilität [2]: Wildbienen tragen also zur Stabilität von Ökosystemen bei, indem sie zur Bestäubung und damit zur Fortpflanzung von Pflanzenarten beitragen. Durch ihre Bestäubungsleistung fördern sie die genetische Vielfalt und damit die Anpassungsfähigkeit von Pflanzen an sich ändernde Umweltbedingungen. Ohne Wildbienen würde die Stabilität von Ökosystemen beeinträchtigt, was langfristig zu einem Verlust an Resilienz und Anpassungsfähigkeit führen könnte - und gerade diese Fähigkeiten sind aktuell besonders wichtig.

Ohne Bestäuber ergeben sich auch wirtschaftliche Probleme

Was würde es also vor dem Hintergrund des Klimawandels bedeuten, wenn die Wildbienen als Bestäuber wegfallen? Ökosysteme wären deutlich weniger resilient und anpassungsfähig, die Biodiversität würde darunter leiden. Aber auch aus wirtschaftlicher Sicht ergeben sich Probleme, denn ca. 70 Prozent der weltweiten Nutzpflanzenarten sind auf Bestäubung angewiesen, zumindest teilweise. Allein für Deutschland beziffern Forschende der Universität Hohenheim die Ökosystemleistung [3] „Bestäubung“ auf 3,8 Milliarden Euro – nur für die Landwirtschaft (siehe Veröffentlichung). 

Der Klimawandel hat schwerwiegende Auswirkungen auf Wildbienen. Allerdings können diese bei der Klimaanpassung eine entscheidende Rolle spielen und leisten zudem einen wichtigen Beitrag für die Biodiversität und die Nahrungsmittelsicherheit. Daher ist ihr Schutz von essenzieller Bedeutung.

Hintergrund:
Mit dem Verbundprojekt BienABest soll die Ökosystemleistung "Bestäubung durch Wildbienen" gesichert und bundesweit wieder gesteigert werden. Dazu werden Verfahren zur Etablierung von Wildbienenhabitaten in der Agrarlandschaft entwickelt und standardisiert. Zudem werden Methoden zur bestandsschonenden Erfassung von Wildbienen entwickelt und standardisiert, die im Anschluss an das Projekt als Basis für ein systematisches Monitoring genutzt werden können. Diese methodischen Grundlagen können auch für die Erfassung der Auswirkungen des Klimawandels auf die Wildbienenvielfalt verwendet werden.

Das Projekt „BienABest“ wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt  durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) gefördert. Weiterhin wird das Projekt vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-WürttembergBASF SE und Bayer AG finanziell unterstützt.

Informationen über BienABest: www.bienabest.de und www.facebook.com/bienabest  

Ihre Ansprechpartnerin im VDI:
Dr. Ljuba Woppowa
Verbundkoordinatorin und Projektleiterin Standardisierungsprojekt
VDI-Gesellschaft Technologies of Life Sciences (VDI-TLS)
Telefon: +49 211 6214-314
Telefax: +49 211 6214-97314
E-Mail: tls@vdi.de

Erläuterungen:

[1] ökologische Nische: Eine ökologische Nische ist der spezifische Platz oder die Rolle, die eine Art in einem Ökosystem einnimmt. Es beschreibt, wie eine Art ihre Umgebung nutzt, um zu überleben und sich fortzupflanzen. Jede Art hat ihre eigene einzigartige Nische, in der sie bestimmte Ressourcen, wie Nahrung, Lebensraum und Partner findet. Die ökologische Nische einer Art umfasst auch ihre Interaktionen mit anderen Arten und ihre Anpassungen an die Umwelt. 

[2] Ökosystemstabilität: bezieht sich darauf, wie gut ein Ökosystem in der Lage ist, Veränderungen und Störungen zu widerstehen und seine grundlegenden Funktionen aufrechtzuerhalten. Ein stabiles Ökosystem ist in der Lage, mit Schwankungen umzugehen, ohne dass dies zu größeren Problemen führt. Es bedeutet, dass die verschiedenen Arten und Elemente innerhalb des Ökosystems in einer ausgewogenen Weise interagieren, um das Gleichgewicht aufrechtzuerhalten. Ein instabiles Ökosystem hingegen kann empfindlicher auf Störungen reagieren und in einen Zustand geraten, in dem es seine dynamischen biologischen Prozesse nicht mehr aufrechterhalten kann und die Bereitstellung von Ökosystemleistungen nicht mehr gegeben ist.

[3] Ökosystemleistung: sind die Vorteile oder der Nutzen, die Menschen aus natürlichen Ökosystemen ziehen. Sie umfassen verschiedene Leistungen, die Ökosysteme bereitstellen. Beispiele sind die Bereitstellung von Nahrungsmitteln, sauberem Wasser, Holz und anderen Ressourcen. Ökosystemleistungen umfassen auch Regulierungsleistungen, wie Klimaregulierung, Bestäubung von Pflanzen durch Insekten, Wasserrückhalt und -reinigung sowie kulturelle Leistungen, wie Erholung und ästhetische Werte. In anderen Worten: Ökosystemleistungen sind die positiven Beiträge, die die Natur für das Wohlergehen der Menschen und die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts in der Umwelt erbringt.

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