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Earth Day

Ernährung neu denken – Bestäuber schützen

Bild: Westend61 via Getty Images

Am 22. April ist Earth Day. Der internationaler Aktionstag macht seit 1970 auf Umweltprobleme aufmerksam und will das Bewusstsein für den Schutz unseres Planeten schärfen. In diesem Jahr heißt es: Du machst den Unterschied. Darum haben wir mal ein paar Themen aufgegriffen: unsere Ernährung, die Rolle von Bestäubern und unser Mobilitätsverhalten. Denn was und wie wir essen, produzieren und uns fortbewegen, hat direkte Auswirkungen auf Klima, Umwelt und unsere Gesundheit.

Ernährung als Klimafaktor

In Deutschland wächst die Offenheit gegenüber neuen Lebensmitteln, dem sogenannten Novel Food. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat 2022 begleitend zum aktuellen Ernährungsreport eine repräsentative Umfrage gestartet. Demnach setzen über die Hälfte der Befragten auf den verstärkten Konsum von pflanzlichen Alternativen für Fleisch und Fleischerzeugnisse. Rund ein Drittel betrachten künstlich im Labor hergestelltes Fleisch als Chance für eine ausreichende Lebensmittelversorgung. Bei den 14 bis 29-Jährigen sind es sogar 45 Prozent (aus: https://www.vdi.de/news/detail/isst-die-zukunft-fleischlos).

Diese Entwicklung ist nicht nur ein Trend, sondern eine Chance für das Weltklima.

Auswirkungen tierischer Ernährung

Rund 77 Prozent der globalen Agrarflächen werden für die Nutztierhaltung genutzt – als Weiden oder für den Futtermittelanbau. Das hat Folgen für Umwelt und Klima:

  • Wiederkäuer wie Rinder stoßen bei der Verdauung große Mengen Methan aus – ein besonders klimaschädliches Treibhausgas.
  • Für Futtermittel werden oft Wälder gerodet – wertvolle Kohlenstoffsenken gehen verloren.
  • Die Nährstoffbilanz ist ineffizient: Nutztiere benötigen mehr Kalorien, als sie für den Menschen liefern.

Noch sichtbarer macht das ein Vergleich der CO2-Emissionen pro 1.000 Kilokalorien:

  • Rindfleisch (Mast): 37 kg CO2eq
  • Krustentiere (Zucht): 26 kg CO2eq
  • Hülsenfrüchte (Anbau): 1 kg CO2eq

Eine vegetarische Ernährung spart rund 850 kg CO2eq, eine vegane bis zu 1,5 t CO2eq pro Jahr – das entspricht einer Autofahrt von knapp 10.000 Kilometern. Und gleichzeitig tun wir unserem Körperetwas Gutes.

Bestäuber sind unverzichtbar für unsere Ernährung

Etwa ein Drittel der globalen Nahrungsmittelproduktion ist auf tierische Bestäuber angewiesen. Dabei geht es nicht nur um Honig- oder Wildbienen: Studien zeigen, dass bei vielen Kulturpflanzen wie Kirschen, Tomaten oder Möhren mehr als die Hälfte der Bestäubungsleistung von anderen Insekten erbracht wird – etwa von Fliegen, Käfern oder Schmetterlingen.

Doch der Insektenrückgang schreitet voran – verursacht durch Monokulturen, Pestizide und den Verlust naturnaher Lebensräume. Der ökonomische Wert der Bestäubung beträgt laut IPBES jährlich 235 bis 577 Milliarden US-Dollar. Ohne sie wären Ernteausfälle von bis zu 90 Prozent möglich – mit gravierenden Folgen für unsere Ernährungssicherheit. Produkte wie Blaubeeren, Kakao, Kaffee oder Baumwolle wären besonders betroffen.

Die gute Nachricht: Jeder kann helfen. Schon ein naturnah bepflanzter Balkon oder Garten bietet wertvollen Lebensraum. Pestizide sollten dabei tabu sein – zugunsten von Artenvielfalt, Klima und Genuss auf dem Frühstückstisch.

Hierzu mehr lesen, unter:
https://blog.vdi.de/wildbienen-schuetzen-aber-wie 
https://www.bienabest.de/bienabest

    Mobilität neu denken – Arbeitswege mit Wirkung

    Ein weiterer Hebel für mehr Nachhaltigkeit: unser Weg zur Arbeit. In Deutschland nutzen zwei Drittel aller Berufstätigen das Auto – meist allein. Das bedeutet Staus, Zeitverlust und Belastung für die Umwelt. Im Schnitt verbringen Pendler*innen jährlich rund 40 Stunden hinter dem Steuer – fast eine ganze Arbeitswoche!

    Verkehr war 2022 für fast 20 Prozent der nationalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Dabei setzt der Reifenabrieb allein jährlich über 110.000 Tonnen Mikroplastik frei. Und: Von 2019 bis 2022 wurden täglich rund vier Hektar Fläche für den Straßenverkehr neu versiegelt.

    Doch es gibt Alternativen – auch im Arbeitskontext. Unternehmen und Institutionen können durch betriebliches Mobilitätsmanagement (BMM) aktiv zum Klimaschutz beitragen.

    Beispiele:

    • Flexible Arbeitszeiten und Homeoffice
    • Firmenräder und ÖPNV-Zuschüsse
    • Duschen und Umkleiden für Radpendler
    • Mitfahrbörsen im Betrieb

    So wird Mobilität gesünder und nachhaltiger. Wie das geht, zeigt der VDI auch in der Richtlinienreihe VDI-MT 5110 (www.vdi.de/5110).

    Kleine Entscheidungen – große Wirkung

    Ob auf dem Teller, im Garten oder auf dem Arbeitsweg: Nachhaltigkeit beginnt im Alltag. Der Earth Day
    erinnert daran, dass jede und jeder von uns Einfluss nehmen kann: „Du machst den Unterschied“ – eben drum heißt das Motto so – weil Veränderung bei uns selbst anfängt.

    Autorin: Gudrun Huneke

    Fachliche Ansprechpersonen:
    Dipl.-Umweltwiss. Ruth Heesen
    Telefon: +49 211 6214-360

    Dr. Anke Niebaum
    Telefon: +49 211 6214-469

    VDI/DIN-Kommission Reinhaltung der Luft (KRdL) - Normenausschuss
    E-Mail: krdl@vdi.de

     

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