Folgen des Wildbienenrückgangs bereits spürbar
Ohne Bestäuber wäre unser Speiseplan deutlich eingeschränkt. Es gäbe keine Blaubeeren, und auch auf Gemüse müssten wir weitestgehend verzichten.
Lange wurde davon ausgegangen, dass Honigbienen eine wichtigere Rolle für die Bestäubung in der Landwirtschaft spielen als Wildbienen.
In einer Studie zeigen nun nordamerikanische Forscherinnen und Forscher, dass der Rückgang der Wildbienen gravierende Auswirkungen für die Ernte in den USA und Kanada haben kann.
Für die Studie sammelten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den USA und Kanada systematisch Daten über die Blütenbesuche von Wildbienen und Honigbienen an sieben Nahrungspflanzen (Wassermelone, Kürbis, Mandel, Blaubeere, Sauerkirsche, Süßkirsche und Apfel) sowie über die produzierten Erträge (Reilly et al. 2020). Die Ergebnisse der Studie zeigen, wie wichtig die tierischen Bestäuber für die Landwirtschaft sind. Für fünf der sieben untersuchten Nahrungspflanzen fanden die Forscherinnen und Forscher Anzeichen, dass fehlende Bestäubungsleistungen die Ernte reduzieren.
Auch zu der Rolle der Wildbienen für die Bestäubung der sieben Nahrungspflanzen brachte die Studie neue Erkenntnisse: Während die Honigbienen im Durchschnitt die Nahrungspflanzen häufiger besuchten, transportierten die Wildbienen pro Besuch mehr Pollen. Allein für die sieben untersuchten Nahrungspflanzen in den USA und Kanada beträgt der Wert der Bestäubung durch Wildbienen damit 1,5 Milliarden Dollar. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler empfehlen daher, Wildbienen auf den landwirtschaftlichen Betrieben zu schützen und zu fördern.
Hintergrund
Bei der Bestäubung wird der Blütenpollen zwischen den männlichen und weiblichen Blütenorganen einer Pflanzenart transportiert. Auf diese Weise werden die Blüten befruchtet und die Pflanzen können sich reproduzieren. Weltweit werden rund 90 Prozent aller Wildpflanzen durch Tiere, meist Insekten, bestäubt (IPBES 2016a). Damit spielen Bestäuber eine wichtige Rolle für die Artenvielfalt und das Funktionieren der Ökosysteme. Ebenso werden mehr als 75 Prozent der weltweiten wichtigsten Nahrungspflanzen durch Tiere bestäubt (IPBES 2016a). Nach Schätzungen des globalen Biodiversitätsrates IPBES kommt diesen Bestäubungsleistungen weltweit ein Marktwert von 235 bis 577 Milliarden Dollar zu (IPBES 2016a).
Mit dem Verbundprojekt BienABest soll die Ökosystemleistung "Bestäubung durch Wildbienen" gesichert und bundesweit wieder gesteigert werden. Dazu werden von den Verbundpartnern Universität Ulm und VDI e.V. Verfahren zur Etablierung von Wildbienenhabitaten in der Agrarlandschaft entwickelt und standardisiert. Zudem werden Methoden zur bestandsschonenden Erfassung von Wildbienen entwickelt und standardisiert, die im Anschluss an das Projekt als Basis für ein systematisches Monitoring genutzt werden können.
Das Projekt BienABest wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) gefördert. Weiterhin wird das Projekt vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, BASF SE und der Bayer AG finanziell unterstützt.
Weitere Informationen über BienABest: www.bienabest.de und www.facebook.com/bienabest
Ihre Ansprechpartnerin im VDI:
Dr. Ljuba Woppowa
Verbundkoordinatorin und Projektleiterin Standardisierungsprojekt
VDI-Gesellschaft Technologies of Life Sciences (VDI-TLS)
Telefon: +49 211 6214-314
Telefax: +49 211 6214-97314
E-Mail: tls@vdi.de
Quellen/weitere Links:
IPBES (2016a): Summary for policymakers of the assessment report of the Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services on pollinators, pollination and food production. S.G. Potts, V. L. Imperatriz-Fonseca, H. T. Ngo, J. C. Biesmeijer, T. D. Breeze, L. V. Dicks, L. A. Garibaldi, R. Hill, J. Settele, A. J. Vanbergen, M. A. Aizen, S. A. Cunningham, C. Eardley, B. M. Freitas, N. Gallai, P. G. Kevan, A. Kovács-Hostyánszki, P. K. Kwapong, J. Li, X. Li, D. J. Martins, G. Nates-Parra, J. S. Pettis, R. Rader, and B. F. Viana (eds.). Secretariat of the Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services, Bonn, Germany. 36 pages.
IPBES (2016b). Bestäuber: Unverzichtbare Helfer für weltweite Ernährungssicherheit und stabile Ökosysteme. Eine Erläuterung zur Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger des Berichts zu Bestäubern, Bestäubung und Nahrungsmittelproduktion der zwischenstaatlichen Plattform für Biodiversität und Ökosystemleistungen (IPBES). Verfügbar unter: www.fona.de/de/massnahmen/internationales/deutsche-ipbes-koordinierungsstelle.php [12.08.2020].
Reilly J. R., Artz D. R., Biddinger D., Bobiwash K., Boyle N. K., Brittain C., Brokaw J., Campbell J. W., Daniels J., Elle E., Ellis J. D., Fleischer S. J., Gibbs J., Gillespie R. L., Gundersen K. B., Gut L., Hoffman G., Joshi N., Lundin O., Mason K., McGrady C. M., Peterson S. S., Pitts-Singer T. L., Rao S., Rothwell N., Rowe L., Ward K. L., Williams N. M., Wilson J. K., Isaacs R. and Winfree R. (2020). Crop production in the USA is frequently limited by a lack of pollinators. Proceedings of the Royal Society B, 287(1931), 20200922. http://doi.org/10.1098/rspb.2020.0922
https://www.zeit.de/wissen/2020-07/wildbienen-studie-sinkender-bestand-landwirtschaft-usa-kanada
https://www.sueddeutsche.de/wissen/landwirtschaft-insektensterben-bienen-1.4984206