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Tag des Artenschutzes

„Wir sollten natürlichen Lebensraum erhalten und mehr Wildnis zulassen“

Heute ist der Tag des Artenschutzes. Offiziell heißt er UN World Wildlife Day und besteht seit dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen vom 03. März 1973. Das Abkommen soll wildlebende Tiere und Pflanzen schützen. Der VDI engagiert sich im Rahmen des Verbundprojekts „BienABest“ für die stark gefährdeten Wildbienen. Im Interview erzählen Hannah Burger und Sebastian Hopfenmüller von der Universität Ulm, warum gerade Wildbienen und Artenvielfalt so wichtig sind.

Insekten fungieren als Zersetzer zur Wiedergewinnung von Nährstoffen


VDI: Was verstehen wir unter Biodiversität? Und warum ist sie wichtig?
Burger: Tiere und Pflanzen zeigen eine große Artenvielfalt. Jede Art sieht anders aus und hat andere Eigenschaften, so dass sie mit jeweils anderen Arten und zu unterschiedlichen Lebensräumen eine Beziehung eingehen kann. Diese Vielfalt ist wichtig, damit zum Beispiel Pflanzen bestäubt, Samen ausgebreitet, Schädlinge bekämpft und einzelne Beutetiere nicht überhandnehmen.
Hopfenmüller: Diese Leistungen können nicht von einigen wenigen Arten übernommen werden, dafür braucht man Vielfalt, also eine hohe Biodiversität. Die genetische Vielfalt als weiterer Teil der Biodiversität ist innerhalb einzelner Arten wichtig, um sich bei generell ändernden Umweltbedingungen wie auch bei extremen Umweltereignissen schnell anpassen zu können.

VDI: Warum ist Artenvielfalt bei Insekten wichtig?
Hopfenmüller: Insekten übernehmen wichtige Funktionen im Naturhaushalt. Sie fungieren neben ihren Aufgaben als Bestäuber beispielsweise auch als Zersetzer zur Wiedergewinnung von Nährstoffen. Sie kommen in großer Anzahl vor, sind sehr vielfältig und haben ganz unterschiedliche Anpassungen und Lebensweisen entwickelt. Damit sind sie auch wichtige Nützlinge beim Anbau von Nutzpflanzen.

Wildbienen: in der Größe kleiner Fliegen bis hin zu großen Hummeln


VDI: Warum sind Bienen für die Biodiversität notwendig?
Burger: Die Honigbienen beispielsweise bilden große Völker und können deshalb in großer Anzahl zur kommerziellen Bestäubung eingesetzt werden. Allerdings kann nicht eine Art, wie es die Honigbiene ist, die große Vielfalt an vorkommenden Pflanzenarten bestäuben. Dazu ist wiederum eine große Vielfalt an Bestäubern notwendig, wie die mehr als 565 Wildbienenarten, die es in Deutschland gibt. Es gibt Wildbienen in der Größe kleiner Fliegen bis hin zu großen Hummeln, mit kurzen oder langen Rüsseln zum Nektartrinken. Sie können etwas behaart bis ganz pelzig sein, alleinlebend oder sozial in einer Kolonie und mit ganz unterschiedlichen Vorlieben für Blütenpflanzen. Nur durch diese Vielfalt mit verschiedensten Bestäubungsmechanismen ist das Fortdauern der vielen Wild- und Nutzpflanzen gesichert.

VDI: Was kann der einzelne für den Wildbienenschutz tun?
Burger: Wir sollten möglichst viel natürlichen Lebensraum erhalten und mehr Wildnis zulassen. Im Garten kann man zum Beispiel einen Teil der Wiese weniger mähen, einheimische Blumen und Sträucher pflanzen, offene Bodenstellen entlang von Pflastersteinen oder Wegen als Nistgelegenheiten freihalten. Außerdem trägt eine umweltfreundliche Produktion von Lebensmitteln, z.B. durch biologische Erzeugung, und weniger Fleischkonsum wesentlich zum Erhalt der Artenvielfalt bei.

VDI: Warum müssen Wildbienen auf die Liste der geschützten Arten?  
Hopfenmüller: Fast 80 Prozent aller Pflanzenarten sind auf Bestäubung angewiesen, wobei Bienen die wichtigste Rolle spielen. Damit sind sie unersetzlich und schützenswert. Deshalb sind auch alle Wildbienen nach Bundesartenschutzgesetz besonders geschützt.

VDI: Gibt es denn schon politische Maßnahmen, um die Wildbienen zu schützen?
Hopfenmüller: Es werden einzelne Maßnahmen durchgeführt, aber ein großes Umdenken der Agrarpolitik hat noch nicht stattgefunden.

Das Interview führte Eike Röckel.

Ansprechpartnerin zum Verbundprojekt BienABest im VDI:
Dr. Ljuba Woppowa
VDI-Gesellschaft Technologies of Life Sciences (VDI-TLS)
​​​​​​​woppowa@vdi.de

 

 

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