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Wie wirken sich Klimaveränderungen auf die Biodiversität aus?

Schlaglicht Wildbienen und Klimawandel

Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen, denen wir heute gegenüberstehen. Der Temperaturanstieg, veränderte Niederschlagsmuster und extreme Wetterereignisse beeinträchtigen Ökosysteme auf der ganzen Welt. Eine Tiergruppe, die durch den Klimawandel besonders gefährdet ist, sind Wildbienen.

Diese wichtigen Bestäuber von Wild- und Nutzpflanzen spielen eine entscheidende Rolle für Ökosysteme und ihre Funktionen und für die Landwirtschaft.  Die Auswirkungen des Klimawandels auf Wildbienen sind jedoch komplex und vielschichtig. [1]

Verschiebung von Blütezeit und Schlüpfzeitpunkt der Wildbienen

Eine der wichtigsten Auswirkungen des Klimawandels ist die Verschiebung des Blühzeitpunkts von Pflanzen und des Zeitraums, in dem die Wildbienen aus ihren Nestern schlüpfen und auf Nahrungssuche gehen. [siehe: Schlaglicht: Klima und Flora - Wie wirken sich Klimaveränderungen auf die Biodiversität aus? Vom 26.10.2022]. Dies kann zu einem Missverhältnis zwischen dem Zeitpunkt, ab dem ein Pollenbedarf der Bienen besteht und der Verfügbarkeit von Blüten, führen. Das hat einen Rückgang der Wildbienenpopulationen zur Folge. Eine Studie ergab, dass der Bienenflug in einigen Regionen bereits früher als gewöhnlich einsetzt, während er in anderen Regionen später erfolgt. Schon eine Verschiebung von vier Tagen kann erhebliche Auswirkungen für die frisch geschlüpften Wildbienen und ihre Versorgung mit Nahrung haben, wenn der Blühzeitpunkt der Nahrungspflanzen nicht mehr synchron ist. [2]

Die Zusammensetzung von Pollen und Nektar verändert sich

Nicht nur Zeitpunkt und Abundanz der Nahrung verändern sich im Zuge des Klimawandels, auch die Zusammensetzung von Pollen und Nektar unterliegen Veränderungen. Erste Studien legen nahe, dass sich der Proteingehalt der Pollen verändert und damit auch der Nährwert für die Wildbienen. Diese Veränderung kann beispielsweise durch Dürren, aber auch durch erhöhte Kohlenstoffdioxidkonzentrationen in der Luft ausgelöst werden. [3]

Extreme Wetterereignisse führen zu Verlusten von Bienenvölkern

Ein weiteres Problem können extreme Wetterereignisse wie Dürren und Überschwemmungen darstellen, die erhebliche Auswirkungen auf die Wildbienenpopulationen haben [siehe Schlaglicht: Klima und Wetter - Auswirkung von Klimaveränderungen auf die Biodiversität vom 12.07.2022]. Überschwemmungen können beispielsweise die Nester im Boden wegspülen [4], und Dürren können die Verfügbarkeit von Nahrung verringern. Auch ohne Extremwetterereignisse kommt es durch die steigenden Temperaturen im Frühjahr überdurchschnittlich oft zum Befall der Nester mit Pilzen. Die Brut wird dadurch oft stark geschädigt und in befallenen Nestern gibt es häufig einen geringeren oder gar keinen Bruterfolg. Bei Honigbienen führt das schon zu massiven Verlusten von Bienenvölkern, Über das Ausmaß bei Wildbienen gibt es noch keine eindeutigen Belege, allerdings wird die Problematik auch dort immer öfter auffällig. [5]

Einfluss des Klimawandels auf die Verbreitung von Wildbienen

Eine weitere Studie ergab, dass sich der Klimawandel auf die Verbreitung von Bienen auswirkt. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass verschiedene Wildbienenarten mit der Erwärmung in höhere Lagen ziehen, was sich auf die Verfügbarkeit von Nahrung und Nistplätzen negativ auswirken kann. Außerdem stellte die Studie fest, dass Bienen in Gebiete mit stabilerem Klima abwandern.[2] [3] Allerdings gibt es auch da Problemstellungen, in Europa beispielsweise trennen die Alpen die Mittelmeergebiete von Mitteleuropa. Für Wildbienen sind Gebirge eine massive Barriere, die kaum zu überwinden ist, weshalb praktisch nur durch schmale Durchlässe, wie beispielsweise die Burgundische Pforte, Individuen aus dem Süden Europas Richtung Norden wandern können. Die Burgundische Pforte mündet unter anderem in Baden-Württemberg, im Süden Deutschlands. Aus diesem Grund konzentrieren sich dort viele Untersuchungsflächen des BienABest Projektes. So können Veränderungen der Artenzusammensetzung, beispielsweise durch einwandernde Arten, schnell erfasst werden.

Maßnahmen, mit denen wir helfen können

Trotz der vielen Herausforderungen, mit denen Wildbienen konfrontiert sind, gibt es einige Maßnahmen, die wir ergreifen können, um die Auswirkungen des Klimawandels zu mildern. Die Erhaltung natürlicher Lebensräume, die Förderung der Artenvielfalt und die Verringerung des Einsatzes von Pestiziden sind wichtige Strategien zur Unterstützung der Wildbienenpopulationen.

Hintergrund:
Mit dem Verbundprojekt BienABest soll die Ökosystemleistung "Bestäubung durch Wildbienen" gesichert und bundesweit wieder gesteigert werden. Dazu werden Verfahren zur Etablierung von Wildbienenhabitaten in der Agrarlandschaft entwickelt und standardisiert. Zudem werden Methoden zur bestandsschonenden Erfassung von Wildbienen entwickelt und standardisiert, die im Anschluss an das Projekt als Basis für ein systematisches Monitoring genutzt werden können. Diese methodischen Grundlagen können auch für die Erfassung der Auswirkungen des Klimawandels auf die Wildbienenvielfalt verwendet werden.

Das Projekt „BienABest“ wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt  durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) gefördert. Weiterhin wird das Projekt vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-WürttembergBASF SE und Bayer AG finanziell unterstützt.

Informationen über BienABest: www.bienabest.de und www.facebook.com/bienabest  

Ihre Ansprechpartnerin im VDI:
Dr. Ljuba Woppowa
Verbundkoordinatorin und Projektleiterin Standardisierungsprojekt
VDI-Gesellschaft Technologies of Life Sciences (VDI-TLS)
Telefon: +49 211 6214-314
Telefax: +49 211 6214-97314
E-Mail: tls@vdi.de

Literatur:

[1] S. S. J. (. B. I. B. G. J. D. S.-Z. S. Klotz, Klimawandel in Deutschland, Berlin, Heidelberg: Springer Spektrum, 2016. 
[2] I. P. D. Steffan-Dewenter, „Der Einfluss von Klimawandel und Habitatverlust,“ Rundgespräche der Kommission für Ökologie, Bd. 43 »Soziale Insekten in einer sich wandelnden Welt«,, pp. 113-122, 2014. 
[3] J. F. T. C. M. G. H. M. P. Anthony D. Vaudo, „Bee nutrition and floral resource restoration,“ Current Opinion in Insect Science, Nr. 10, pp. 133-145, 2015. 
[4] M. M. C. &. P. R. Fellendorf, „Devasting effects of river flooding to the ground-nesting bee, Andrena vaga (Hymenoptera: Andrenidae), and its associated fauna,“ Journal of Insect Conservation, Nr. 8, pp. 311-312, 2004. 
[5] N. M. Le Conte Y., „Climate change: impact on honey bee populations and diseases,“ Rev Sci Tech, 27 August 2008. 

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